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Future of Work (FoW) – von welcher Zukunft sprechen wir eigentlich?

Mitte März 2020 sind wir aus den Büros nach Hause geschickt wurden. Die Coronazahlen stiegen und es hieß, dass wir zu unserer eigenen Sicherheit von zu Hause arbeiten sollten. Wir sollten nur, wenn es gar nicht anders ginge, ins Büro kommen und dann auch nur vereinzelt. Es wurde nicht gefragt, was wir für ein „home office“ hatten. Lieber nicht nachfragen, bevor man unbequeme Antworten (z.B. Küchentisch, keine Tastatur, kein Bürostuhl etc.) erhält.

Damals hielten wir es auch nicht für möglich, dass wir mobiles Arbeiten 26 Monate praktizieren würden!

Vor ein paar Wochen wurde uns allen mitgeteilt, dass wir ab Anfang Juni wieder ins Büro kommen sollten (auch wenn die Inzidenzen schlechter sind als 2020 und 2021!). Und zwar im neuen hybriden-Arbeitsmodus, den wir mit der Führungskraft vereinbart hatten.

Future of Work wird in der Bank unterschiedlich gehandhabt. In der Filialwelt, im Handelsbereich etc. ist mobiles Arbeiten nicht durchführbar. Aber in den Infrastrukturfunktionen sieht es anders aus und wurde 26 Monate zu 100% auch so gelebt. Viele von uns haben inzwischen eine bessere Ausstattung zu Hause als im Büro.

In der Zwischenzeit waren die Büros mehr oder weniger verwaist – wenn man jemanden angetroffen hat, waren es vor allem männlich leitende Mitarbeiter - die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig (Flucht vor dem home-schooling, mehr Komfort im Einzelbüro als daheim?). Jedoch sind es ebendiese Personen, die jetzt die Entscheidung zur Rückkehr getroffen haben für die Mehrheit der Kolleg:innen, die 26 Monate bewiesen haben, dass mobiles Arbeiten zu 100% (ob am Küchentisch oder sonst wo) sehr gut funktioniert hat, selbst unter widrigen Umständen.

Im Intranet erschien vor ein paar Wochen ein Artikel mit der Überschrift „Wir wieder hier“ – ein paar Vorzeigekolleg:innen wurden befragt und, natürlich freuen sich alle darauf, wieder ins Büro zu gehen Die zum Teil sehr kritischen Kommentare – vor allem die Anzahl der likes, die diese erhalten, machen aber mehr als deutlich, dass diese Kolleg:innen eine Minderheit darstellen. Im Vergleich dazu, erhält der global für FoW verantwortliche und von seinem Konzept überzeugte (ja, was soll er sonst sagen?) Manager kaum Zuspruch seitens der Belegschaft. Das ist doch eine ganz deutliche Sprache, möchte und kann die Bank sie nicht hören?

Viele Kolleg:innen wollen sich nicht mehr in vollgepackten S-Bahnen in die Bank quälen, um dann inmitten von Lärm und Gebrüll einige Stunden verbringen, um festzustellen, dass sie das Tagespensum nicht erledigen konnten – wie denn auch, wenn wir nicht konzentriert bei der Sache bleiben können? Von der Ansteckungsgefahr in den „Öffis“ und im Büro ganz zu schweigen. Die Inzidenzen sind momentan höher als noch 2020 oder 2021 als wir „zur Sicherheit“ zu Hause bleiben sollten. Wo bleibt die Sicherheit jetzt? Aber wie erwähnt, die Entscheidung treffen diejenigen, die aus dem Luxus eines Einzelbüros nicht verstehen, warum diejenigen, die „draußen“ sitzen, sich gar nicht freuen können. Ich empfehle, den Platz für 1-2 Wochen zu tauschen und dann nochmal darüber nachdenken (wie gut das funktioniert, zeigt RTL mit „Undercover Boss“!).

Zukunftsorientierung sieht doch etwas anders aus, oder? Wo bleibt hier die Mitarbeiterzufriedenheit? Wenn wir sie schon bei den Gehaltsanpassungen nicht erreichen, sollte ein Entgegenkommen seitens des Managements hier möglich sein. Gerade in einer Zeit, in der man um Talente kämpft und es sich immer wieder zeigt, dass Nachwuchskräfte mehr Wert auf Work-Life Balance legen als es die älteren Generationen tun. Die ersten haben auch das Unternehmen verlassen, auch weil es andere Arbeitgeber gibt, die das Thema mobiles Arbeiten flexibler handhaben als es die Bank tut. Wir brauchen auch gar nicht weit zu blicken – die Deka, nur einen Steinwurf von den Türmen entfernt, erlaubt ihren Mitarbeiter:innen bis zu 100% mobiles Arbeiten wenn dies Führungskräfte und Mitarbeiter:innen wollen. Dort wurden 1000€ netto (im Vergleich: wir haben 1000 brutto erhalten) als Unterstützung eines mobilen Arbeitsplatzes gezahlt. Und, die Bayerische Landesbank demonstriert, dass die Bayern gar nicht so „traditionell“ sind, wie viele glauben: Auch hier wird mobiles Arbeiten bis zu 100% ermöglicht und die BayernLB will zukünftig weitestgehend auf Einzelbüros für Vorgesetzte verzichten. Wenn ich an die vielen Glaskästen denke, die in einigen Abteilungen vielfach vorhanden sind – auf manchen Etagen sind einige Think Tanks zu „Einzelbüros“ umgerüstet. Von daher ist es sicherlich kaum durchführbar, dass Führungskräfte nur vereinzelt in einem eigenen Büro sitzen.

Die Herausforderung für die Bank und die Manager, die in der Verantwortung für Future of Work sind, ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und das Konzept entsprechend anzupassen. Sonst werden es nicht nur vereinzelte Kolleg:innen sein, die das Weite suchen, sondern viele.

Aber so wie ich unser Unternehmen kenne, wird es so lange warten bis es fünf nach zwölf ist. Denn eine Entscheidung im Sinne der Mitarbeiter:innen trifft schon lange niemand mehr.



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